Top 10 der meistbesuchten Städte der Welt

Singapur – auf dem Weg zur grünsten Stadt der Welt

Schon beim Anflug auf die Stadt schaut der Fluggast auf ungewöhnlich große, grüne Areale. Es verwundert also nicht, dass Singapur „Stadt der Gärten“ genannt wird. Doch der Stadtstaat will mehr: Ein Dschungel aus sattem Grün soll Glas, Stahl und Beton überwuchern. Hier plant nämlich eine Regierung die grünste Stadt der Welt.

MBS credit STB(Bild: © STB)

Standortvorteile, wie größter Hafen, gesicherter Finanzplatz und friedliches Nebeneinander verschiedenster Ethnien, hat Singapur genug. Doch ist Grün – und ein damit verbundenes, nachhaltiges Lebensgefühl – nicht der größte Vorsprung im globalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe?

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Singapur ist der kleinste Staat Südostasiens und hat nur knapp sechs Millionen Einwohner. Ich gehöre nun zu den jährlich über 15 Millionen Besuchern einer Stadt, die zu den Top 10 der meistbesuchten Städte der Welt gehört.

Ein englisches Sprichwort sagt, „Singapore is a fine city“, das bedeutet schön, aber auch Geldstrafe. „Keine Sorge, die hohen Strafen für vergleichsweise geringe Vergehen werden in der Praxis kaum durchgesetzt“, erzählt mir meine wunderbare Guide Winnie Ubbink vom „Singapore Tourism Board“ (STB). Sie ist eine echte Singapurerin, mit ihr darf ich die Stadt erkunden und vor allem die erstaunlichen Go-Green-Innovationen für den MICE-Markt erfahren.

Parkroyal on Pickering Exterior Sky-Gardens Credit Patrick B(Bild: © Patrick Bingham Hall)

Zuerst die kleinen, doch für tropische Verhältnisse sehr angenehmen Reiseerleichterungen: In Singapur umherzufahren ist mühelos – das umweltfreundliche Nahverkehrssystem gehört zu den besten der Welt. Taxis sind erfreulich günstig und darin lässt sich jederzeit prima arbeiten. Die gesamte Stadt ist eine freie WiFi-Zone. Wir steuern das Parkroyal on Pickering, eines der außergewöhnlichsten Garten-Hotels Asiens, an. Das Konzept: modernes Design trifft ökologische Ausrichtung. Wo Natur nicht mehr in die Breite wachsen kann, wird sie nach oben gepflanzt. Intelligent ist das Konzept obendrein. Der Dachgarten sammelt Regenwasser, gibt aber – bedingt durch Sensoren – nur dann Wasser ab, wenn es benötigt wird.

Die begrünte Fassade ist eine Augenweide. Ich schaue aus dem Fenster der mit viel Holz und Naturstein eingerichteten Zimmer und sehe nicht nur bis nach Chinatown, sondern auf fleißige Gärtner! Denen kann man vis-à-vis täglich bei der Arbeit am Haus zusehen. Auch aus dem 16. Stock, in dem die Orchid-Club-Lounge zum Five-o‘clock-tea und kleinen Leckereien einlädt.

Die billigste und beliebteste Art in Singapur zu essen sind allerdings die Hawker Centre. Diese auch von Geschäftsleuten stark frequentierten Zentren sind eine Ansammlung früherer Straßenverkäufer. Es ist gleich, für welche Garküche man sich entscheidet: Durch den Schmelztiegel der Kulturen und die Vielfalt ist Singapur ein Paradies für Gourmets. Die Geschmacksrichtungen sind beachtlich: Die einheimische Kochkunst bietet chinesische, malaiische, indische, thailändische, indonesische, japanische und koreanische Gerichte. Sehr oft höre ich das Wort „yummy“! Sprechen hier alle englisch? „Eigentlich ja“, sagt Winnie, „statistisch alle Menschen unter 40 Jahren“. Verständigung ist für die Einwohner eher leicht. Singapur hat neben Englisch noch drei weitere Amtssprachen: Chinesisch, Malaiisch und Tamil.

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GBTB_HR_15_credit-STB (Bild: STB)

Das größte Glashaus auf dem Globus

„Ein kleiner Spaziergang nach dem Essen?“, fragt mich Winnie. „Ja gern“. Allerdings in den weltweit größten Stadtgarten mit dem – laut Guinnes-World-Record – größten Glashaus der Erde. Die an der Bucht gelegenen Gardens by the Bay erstrecken sich auf über 100 ha Fläche und verfügen über mehrere attraktive Event-Areale in Gewächsen aus fast allen Klimazonen. Ausstellungen und Info-Tafeln informieren über die Klimate und den gravierenden Wandel. Eine beeindruckende Multi-Media-Show bietet für ein Auditorium von über tausend Menschen einen tiefgehenden Einblick. Die Darstellung der dramatischen Veränderungen, die unser Leben in Zukunft ernsthaft beeinträchtigen können, gehen richtig unter die Haut.

Singapur(Bild: © STB)

In den „Gardens by the Bay“ stehen die „grünen“ Wahrzeichen Singapurs mit überragender Symbolkraft: Die Supertrees – künstliche Bäume bis zu einer Höhe von 25 m. Sie spenden nicht nur Schatten, sondern sind so gebaut, dass sie in einem Zylinder Wasser auffangen. Allerdings in solchen Mengen, dass es für die vollständige Bewässerung der Hallen auf dem Gelände reicht. Dazu haben sie Sonnenkollektoren, die die gesamte Anlage mit Energie versorgen können. Es ist das reinste Vergnügen, die Bäume über das Hängebrückensystem, dem Skywalk, zu erkunden. Zu einem Gespräch mit dem STB – Singapore Tourism Board – kehren wir auf der Baumkrone in eines der begehrtesten Restaurants der Stadt, das Indochine, ein.

… und „Sustainability-Direktoren“ gibt es auch!

Mit Staunen höre ich, wie groß die Bedeutung der Business und Event-Branche für Singapurs Wirtschaft ist. Sie macht 20 Prozent des Tourismus-Gesamtumsatzes aus und generierte 2014 einen geschätzten Umsatz von ca. 3,5 Milliarden Euro. Das Hauptthema ist natürlich das zielbewusste Bestreben um ökologische Nachhaltigkeit und deren Richtlinien. Alle Akteure aus Agenturen, Hotels, Veranstaltungsorten oder Zulieferfirmen werden nicht nur ins Boot geholt, sondern unwiderruflich verpflichtet. Sogar beim Bau von Meetingräumen wird Wert darauf gelegt, dass alle wichtigen Öko-Zertifizierungen eingehalten werden. Wie das reibungslos klappt, erfahre ich nur wenig später in einem der aufsehenerregenden Hotels der Welt. Das moderne Singapur und das Hotel Marina Bay Sands gehören zusammen wie Zwillinge. Das architektonische Aushängeschild der Stadt ist ein Resort der Superlative. Drei imposante Hoteltürme tragen einen über 300 m langen Dachgarten mit dem spektakulärsten Infinity-Pool der Welt. Der Blick aus dem 57. Stockwerk auf Singapur ist allein eine Reise wert.

MBS-Cocktail-Reception(Bild: ©2010 Scott Frances)

Doch nicht nur für Incentive-Gruppen ist das Hotel lohnenswert, auch die Veranstaltungsräume des Sands Expo & Convention Centre sind auf höchstem internationalen Standard und mit 250 Räumen für alle Arten von Meetings geeignet. Bei einer Tour mit dem Sustainability-Director erfahre ich – am Beispiel des Responsible Business-Forums 2013 – wie extrem hoch die grünen Ansprüche sind: Ein intelligentes System des Marina Bay Sands ermittelte den Energieverbrauch und die gesamte Nachhaltigkeit der Veranstaltung. Hierfür wurde ein sogenannter MeetGreen®-Rechner genutzt. Anschließend wurden die kumulierten Kohlenstoffemissionen der Veranstaltung mit einer Investition in einem Geothermik-Energieprojekt in Indonesien ausgeglichen. Um Abfälle zu reduzieren, gab es keine Konferenztüten und Broschüren mehr. Einlassbänder und Kartenhalter wurden aus vom Forrest Stewardship Council (FSC) zugelassenen Materialien, recycelten PET-Flaschen oder Bananenfasern hergestellt. Dabei nutzen die Organisatoren durchweg ein ausgeklügeltes Nachhaltigkeitsplanungs-Tool, das „Marina Bay Sands ECO360°“. Hier handelt es sich um umweltfreundliche Meeting-Optionen, wie z. B. Wasserspender und wiederverwendbare Gläser statt Mineralwasserflaschen oder Gewürze in größeren Behältnissen anstatt in einzelnen Beuteln.

90 Prozent aller Event-Abfälle wurden getrennt und 50% davon recycelt. Zu den spezifischen Schritten gehörten: die Planung der Nachhaltigkeitsstrategie, die Verpflichtungen der Zulieferer für eine nachhaltige Beschaffung, Vor-Ort-Prüfungen und die Bewertung der Leistungen. Es sind große Anstrengungen, die bei jeder Veranstaltung unternommen werden, die kleinen beeindrucken mich allerdings auch: Der niedliche, aber sehenswerte Hotel-Kräutergarten macht den Eindruck über eines der grünsten Hotels Asiens perfekt.

2015_Resorts-World-Sentosa_Hi-Res_18_credit-Marklin-Ang(Bild: © Marklin Ang)

Wir machen einen Abstecher ins Raffles – ein Must für MICE. Der Name ist so prominent wie das Hotel. 1819 gründete Sir Thomas Stanford Raffles, Handelsagent der Britischen Ostindien-Kompanie, in Singapur die erste britische Niederlassung. Er wird als Gründer des modernen Singapur betrachtet. Das Kolonialstil-Hotel ist traumhaft schön und sehr komfortabel. Für Incentive-Gruppen ist es ideal. Die einzelnen Veranstaltungsräume sind behutsam auf den neuesten Stand gebracht worden und der große Garten mitten in der Stadt wird vielfach für Events genutzt. Aber das Beste ist: Hier befindet sich eine der berühmtesten Long-Bars der Welt – in der Writer’s Bar wurde der „Singapore Sling“ erfunden.

Zur größten Freizeitattraktion gehört die im Süden Singapurs vorgelagerte Insel Sentosa, die man in luftiger Höhe mit einer Drahtseilbahn erreichen kann. Sehr große Incentive- Gruppen werden hier ihre helle Freude haben. Ob sonnenbaden, surfen, segeln, golfen oder schwimmen – alles ist möglich. Dazu kommen große SPA-Resorts, Shoppingmalls, ein Kasino und was zu einem State-of-Fun der Superlative unbedingt dazu gehört: die Universal Studios. Eine eigene MICE-Abteilung sorgt dafür, dass hier Meetings aller Art stattfinden können.

Jederzeit werden Badegäste durch Umleitung von Strömung und mit Barrieren gegen Rückstände aus dem Hafen geschützt. Eine gigantische Photovoltaik-Anlage sorgt problemlos für die gesamte Energieversorgung. Mich hat die Underwater World im S.E.A. Aquarium besonders beeindruckt. Ein inszenierter, lehrreicher Ozean-Tunnel führt durch übergroße Aquarien. Es ist wirklich faszinierend, wenn nicht nur behäbige Rochen über mir Ballett schwimmen, sondern plötzlich ein riesiger Hai auf vermeintlichem Kollisionskurs erscheint. Wer noch mehr Adrenalin braucht, kann sogar mit den Haien tauchen. Wer es weniger abenteuerlich mag, darf mit Delphinen schwimmen.

Sg-Skyline_Night_HR_01_credit-Toh-Ming-Zong(Bild: © Toh Ming Zong)

Singapur hat spannende, aber selbstverständlich auch entspannende Möglichkeiten, die Stadt zu genießen. Ganz in der Nähe der berühmtesten Einkaufsstraße Asiens, der Orchard Road, liegen die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Botanic Gardens. Unzählige exotische Pflanzen und ein See mit Wasservögeln bieten mitten in der pulsierenden City eine traumhafte Oase der Ruhe. Natürlich treffen wir hier auch wieder auf einen Superlativ: die größte Orchideenausstellung der Welt. Diese Vielfalt von nahezu 60.000 außergewöhnlichen Blumen und Blüten ist überwältigend. Alle bedeutenden Staatsmänner und -frauen der Welt dürfen hier Pate für eine Orchidee sein. Unserer Kanzlerin widmete Singapur die pinkfarbene „Angela Merkel Dendobrium“.

Everything in Harmony

Winnie zeigt mir zu jeder Zeit, dass man in Singapur urplötzlich in ganz andere Welten eintauchen kann. Für Incentive-Teilnehmer ist es leicht, am prächtigen historischen Erbe der Stadt teilzunehmen. Das geht hier prima ohne den übermotivierten Fremdenführer. Ob Arab Street, Little India oder Chinatown – was für ein Vergnügen, hier sorglos spazieren gehen zu können. Die Regierung legt großen Wert darauf, dass alle ethnischen Gruppen in Harmonie zusammenleben. Singapur gilt demzufolge als eine der sichersten Städte der Welt. Sehr sympathisch finde ich auch, dass die Bewohner selbst mithelfen, die Stadt lebenswert zu machen. In der Open-Farm-Community können die Städter biologisch pflanzen und ernten. Unter der Anleitung von jungen, idealistischen Helfern erhielt dieses Konzept weltweite Anerkennung. Mit dem Restaurant – eine Orangerie im Grünen – ist es eine weitere Stadt-Oase für Incentive-Teilnehmer, in der man auf feinste Art biologische Kost genießen kann.

Durch die vielen, sehr ausgereiften und anerkannten Umwelt- Strategien hat Singapur die Nase vorn. Das Logo der Stadt „YourSingapore“ passt hervorragend, es trifft auf Bürger, Besucher und MICE-Teilnehmer gleichermaßen zu. Dazu kommt der persönliche Charme, der auch mich sehr schnell eingeholt hat: die ganze freundliche Vielfalt Asiens in einem einzigen Land.

Was Singapur bedeutet? Alles im grünen Bereich! Die schöne, beruhigende Redensart hat hier auf jeder Ebene ihre Bestimmung gefunden. Für das Incentive-Geschäft und die Go-Green-Anstrengungen der Entscheider ist die kleine, großartige Insel jederzeit ein Ort für kluge Köpfe. Zum Tagen – und zum Träumen. Und wer möchte denn nicht auch dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen!

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